Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an den Beitrag über das Innenleben der verunglückten Clejuso 19R. Die Handschelle ist gerichtet, zusammengesetzt und funktioniert nun wieder. Wer genau hinschaut: Mit ihren nun gegenläufig arbeitenden Verschlussbügeln ein Unikat. Und als Nebeneffekt befinden sich nun beide Schlüssellöcher auf einer Seite. Wobei es das auch bei werksseitigen CL19R schon gab (die Schlüssellöcher auf einer Seite), aber mit zur gleichen Seite öffnenden Bügeln. (Hinweis an die Sammler, es gibt also auch von diesem Typ zwei Versionen).

Nun, was war jetzt alles nötig? Nach der ersten Begutachtung ging es ans Ausbohren der Nieten. Eigentlich hätte mir nach DIN 661 klar sein müssen, es hier mit 2,5mm-Nieten (Senkkopf) zu tun zu haben. Darauf wiesen die 4,4mm Kopfdurchmesser hin. Trotzdem bohrte ich mit 3mm auf, weshalb ich dann auch hinterher beim Zusammenbau gezwungen war, 3mm Nieten zu verwenden, deren Kopf aber leider größer war. Für den Aluträger innerhalb der Handschelle sind 3mm grenzwertig, denn bei einer Bohrung nahe der Double-Lock-Betätigung bohrt man damit schon fast seitlich aus dem Material heraus.

Die Richtarbeiten erfolgten via Hand, Schraubstock und Hammer. Sucht man sich bewusst die richtigen Stellen aus, bedarf es nur vergleichsweiser kleiner Krafteinwirkung, um eine gezielte Rückverformung des Materials zu erreichen. Leicht abgerundete Hammerköpfe, z. B. Karosseriehämmer, eignen sich besser dafür, damit man, hat man den Schlag schräg angesetzt, nicht mit der Kante Macken ins Material schlägt.

Das Vernieten funktionierte gut, selbst die Stahlnieten ließen sich mit zwei eigens dafür gefrästen Druckstempeln im Schraubstock gut verpressen. Die überstehenden Nietköpfe habe ich hinterher mit einer kleinen Handschleifmaschine egalisiert. Natürlich gab das ein paar Schleifriefen, was aber demnächst ein guter Test dafür sein wird, eine metallische Oberfläche von einem rauen in einen glänzenden Zustand zu versetzen. Gleichzeitig ist dies die Generalprobe für die Restauration meiner Star-Handschellen, dem ehemaligen Modell der österreichischen Gendarmerie, die leider einige Rostflecken aufweisen.

Abseits der Stahlnieten gab es da noch drei Edelstahlnieten. Zwei davon in 2,5mm Stärke halten die Schlossdeckel und die kleinen U-förmigen Bleche und das Scharnier zusammen, eine 3,5mm-Edelstahlniete (scheinbar eine Clejuso-Spezialität) hält normalerweise den Schlossbügel. In diesem Fall ersetzte ich diese Nieten jeweils durch Stahlversionen, die 3,5er-Niete gegen eine 3er, da 3,5er-Nieten nicht aufzutreiben waren. Zwar werden diese in alten Normen genannt, aber auch dort schon als “nicht mehr zu verwenden” geführt. Sicherlich gibt es noch Bezugsquellen, nur kenne ich leider noch keine. Ich bin aber für Hinweise immer sehr dankbar. Der Ersatz “Stahl gegen Edelstahl” erfolgte aus dem Grund, dass diesem Material nicht mal eben mit Hammer, Dorn oder Schraubstock beizukommen ist und meine 12t-Presse leider in ihrer Stempelführung zu ungenau arbeitet, so dass es bei ersten Versuchen immer wieder zu verbogenen statt ordentlich verpressten Edelstahlnieten kam. Außerdem ist schon für eine 3mm-Edelstahlniete der Kraftaufwand im Vergleich immens größer. Ich würde gerne mal wissen, wie Clejuso & Co. das machen – wer Hinweise hat… Aber in meinem Kopf reifen schon ein paar Ideen, wie ich auch das zukünftig lösen bzw. festmachen kann.

Vor dem Verpressen fand natürlich ein Test statt, für den ich alle Teile mit metrischen Schrauben fügte, zu sehen bei den Bildern. Es wäre blöd gewesen, alles zu verpressen, um dann erst zu merken, dass etwas doch nicht funktioniert. Hier war aber alles ok.

Nach dem Zusammenbau waren noch ein paar Feinrichtarbeiten nötig (der Bügel wollte noch nicht ganz sang- und klanglos durch den Schlosskörper gleiten). Als das erledigt war, hielt ich die erste instandgesetzte Handschelle in der Hand.

Ob ich diese wieder produktiv einsetzen würde? Ja, schon, sogar mit einem besseren Gefühl in puncto Zuverlässigkeit und Vertrauen in die Technik als bei manch gebraucht gekauften Sammlerstück, in welches ich (noch) nicht hineinschaute. Außerdem war es eine gute Übung für handwerkliches Geschick, auch wenn ich noch nicht in allen Punkten zufrieden bin. Aber die nächsten Clejusos und andere warten schon auf Zerlegung und Reparatur…

Falls Sie, lieber Leser, liebe Leserin, noch defekte Handschellen besitzen und nicht mehr benötigen, würde ich mich über eine Zuschrift freuen. Mir geht es nicht um die Reparatur zwecks Wiederverkaufs, sondern um die Darstellung der Technik (siehe meine Beiträge: “Innere Werte: …”) und die Erarbeitung von Reparaturmethoden, die ich Ihnen, via dieses Blogs, zu Gute kommen lassen möchte. Insbesondere suche ich Modelle, die nach dem seit 1912 bekannten und erfolgreich verwendeten Prinzip der Durchschwing-Technik arbeiten. Vielen Dank vorab!