Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich über diesen Handschellentyp schreiben soll. Schon jetzt fühlt es sich an wie der absolut emotionsloseste Artikel des letzten halben Jahres. Jeder kennt und erkennt sie (zuletzt am “Schnörkel-Schlüssel”, der hier jetzt nicht mit abgebildet ist): die Billigware aus Fernost, die einem in der elektronischen Bucht tonnenweise entgegenkommt – mal als “High-Security”, dann auch als “Police Handcuffs”, sogar aus “Carbon-Stahl” sollen sie manchmal sein. Allenfalls die Mondpreise mancher Anbieter erzeugen noch eine Emotion, die mich oft wundernd den Kopf schütteln lässt.

China Billig-Handschellen
Lowest-Budget, aber doch ein A-Promi und überall bekannt

Zuletzt in einem Kleinanzeigenportal wollte ein Verkäufer zuerst 300 Euro, dann noch 100 Euro für diesen Schrott einnehmen. Seien ja Handschellen “aus den Staaten”, hätte ja sein “Onkel” gesagt, von dem er diese “seltenen Sammlerstücke” angeblich erstanden hat. Ja, natürlich…

Was man zugeben muss: sie funktionieren. Hat man für sein Geld eine Version erstanden, die von keinem kleinen zusätzlichen Öffnungshebelchen geschmückt wird und weisen die Einzelteile keine zu großen Toleranzen zueinander auf, lässt sich dieser Handfessel tatsächlich ein gewisser Einsatzzweck nachsagen. Die Grenzen des verwendeten Materials dürften jedoch schnell erreicht sein: tiefgezogenes Stahlblech, welches mit Aluminium-Nieten zusammengehalten wird. Die Kettenglieder kommen unverschweißt daher, die Double-Lock-Funktion arbeitet auch nur alle paar Modelle mal überhaupt und arretiert sich auch selbst nicht.

China Billigware komplett
Diese technische Vorrichtung bezeichnet sich als Handschellen

Auffällig ist, dass wir es hier nicht mit einem Verschlussbügel mit Zahnstange zu tun haben, sondern seitlichen Löchern, in die ein im Schlosskörper befindliches Zahn- oder Zackenrad eingreift. Letzteres wird nach jedem durchlaufenden Zahn von einer federbelasteten Klinke am Zurückdrehen gehindert. Durch den Schlüsselbart wird diese Klinke angehoben und gibt den Bügel frei.

Man mag es kaum glauben, aber tatsächlich stand dieser Handfessel ein qualitativer Pate Modell, nämlich die Takeda-Handschelle. Wer mag, kann ja eine Internetsuchmaschine seiner Wahl bemühen. Auf den ersten Blick nur in Details zu unterscheiden, bei genauerer Betrachtung und Handhabung fallen die Unterschiede in Verarbeitung und Qualität zwischen Original und Kopie jedoch schnell und deutlich auf.

Erinnern kann mich an Zeiten der frühen 1990er-Jahre, zu denen diese Handschelle (die Kopie, nicht das Original) auch schon in Outdoor- und Militärshop-Katalogen zu finden war. Preislich damals bei etwa 12 bis 20 DM (Deutsche Mark), heute im gleichen Preisbereich, nur in Euro. Wobei alles über 10 Euro m. E. kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mehr darstellt. Was heutzutage vielfältiger wurde, sind die erhältlichen Versionen, z. B. die mit rotem Plüsch bezogene Variante. Wird für Sicherheitsdienste sein. Mit Sicherheit…