Die meisten Besitzer und/oder Anwender von Handschellen bekommen das Innenleben ihrer Werkzeuge wohl niemals bis nur sehr selten zu sehen. Im Normalfall ist das ja auch nicht nötig. Motto: Warum soll ich denn die Kuh schlachten, solange sie Milch gibt? Und wenn doch Eingeweide sichtbar werden, befindet sich das gesamte Konstrukt meist schon in einem endzeitlichen Zustand (gilt für Handschellen sowie auch für die zum Vergleich herangezogene Kuh – mögen beide lange leben und ihren Dienst verrichten).

ASP hat sich hier etwas ganz Besonderes einfallen lassen, denn deren Schlösser bilden kleine, abgeschlossene Funktionseinheiten und sind in wenigen Sekunden entnommen. Als Werkzeug dafür reicht der normale Handschellenschlüssel.
Zwar ist das Konzept der auswechselbaren Schlösser nicht neu, als Beispiel sei hier auf Hagge und ähnliche Modelle verwiesen, aber deren Modulbauweise richtet sich eher auf den Zusammenbau statt auf einen durch den Anwender zu bewerkstelligenden Umbau. So wie mir das bei Hagge aussah, muss dort durch die Schlüsselöffnung ein bei der Montage des Schlosses durchgeführte Blechtiefziehung reversiert werden, ggf. durch Ausbohren. Somit sollte bei der nachfolgenden Montage ein neues Schloss verwendet werden, welches dann ebenfalls wieder per Hammerschlag mit Dorn gesichert wird.
Bei ASP gestaltet sich das deutlich einfacher: Verschlussbügel öffnen, mit dem Schlüssel-Pin die Rastnase etwas eindrücken, Schloss von unten beginnend herausdrehen/-heben. Absolut zerstörungsfrei. Bei den Ultra-Modellen ein Handgriff, bei den Ultra-Plus (Double-Lock-Betätigung mittels Drucktaste, ähnlich wie bei Clejuso) muss zuvor dieser Kunststoffschieber nach unten herausgezogen werden.

Das Wiedereinsetzen klappt ebenso reibungslos: Schloss in Handschellenkörper einführen, darauf achten, dass Schlüssel- und Double-Lock-Bohrung fluchten und Verschlussbügel wieder einrasten. Fertig und wieder bereit zur Anwendung.
Da es die Schlosseinheiten im Fachhandel in mehreren Ausführungen gibt (sowie die Handschellen selbst auch) mit ein, zwei oder drei Schlossfallen, sind die Handschellen im Handumdrehen z. B. von Tactical (1-pawl) auf European-Standard (3-pawl) umbaubar. Die Ausführung des Schlosses lässt sich visuell natürlich an der Anzahl der einzelnen Zahnstangen erkennen, aber auch farblich macht der Hersteller dies sichtbar in gelb, blau und grün. Vorsicht ist übrigens mit der 2-pawl-Version geboten: Hier wird ein spezieller Schlüssel benötigt! Die 1- und 3-pawl-Versionen sind hinsichtlich ihrer Schlüssel identisch.
Derzeit existiert diese Schlossvielfalt nur für die Ultra-Varianten, die Ultra-Plus-Modelle werden aber vermutlich ebenso irgendwann in ihrer Ausführung wählbar sein. Die Schlosstypen (U / UP) untereinander unterscheiden sich, genauso wie die Handschellengrundkörper, in denen sie eingebaut sind oder werden. Ein Tausch von Ultra zu Ultra-Plus oder umgekehrt wirkt auf mich wenig sinnbringend. Daher erfolgt hier auch kein Urteil zur technischen Machbarkeit dieses Vorhabens.
Da die Schlossfallen/Zahnstangen mittels einer herkömmlichen zylindrischen Feder unter Vorspannung gehalten werden, ergibt sich ein weicheres, aber durchaus bestimmtes Einrasten der Verschlussbügel. Ähnlich weich wie bei Clejuso, die ja nun auch noch auf “echte” Federn setzen statt auf Flachfederspangen, die mit einer größeren mechanischen Vorspannung arbeiten.
Von der Qualität her spielt ASP in der oberen Liga, das schlägt sich mitunter auch im Preis nieder. Je nachdem, welche Variante favorisiert wird, muss man etwa 70 bis 100 Euro für ein Paar berappen. (Ein gesonderter Artikel zur Erklärung der Variantenvielfalt inkl. Modellbezeichnungen bei ASP folgt noch.) Sind die Handfesseln den Preis wert? Ja, im Vergleich schon, wobei das eine rein subjektive Einschätzung ist. Auch wenn bei meinen 475ern bzw. P450ern der Verschlussbügel einseitig leicht schliff bei der Schlossdurchführung. Ärgerlich für Sammler, unerheblich im täglichen Einsatz bei Polizei und Sicherheitsdiensten. Leider lässt sich das 7075er-Aluminium nicht “mal eben” behutsam richten wie z. B. Stahl.
Wer gebrauchte ASPs sucht, dem fallen mitunter die farbenfrohen Varianten ins Auge, die der 100er- und 200er-Serie zuzuordnen sind. Und gemeinerweise sieht deren normale, schwarze Version auf den ersten Blick genauso aus wie die aktuellen 400er und 500er. Der Unterschied: Die damaligen Modelle besaßen einen Polymer ummantelten Stahlaufbau, während die aktuellen Modelle durchgängig aus Alu und Stahl aufgebaut und somit deutlich verwindungssteifer sind.
Und noch etwas, was ASP-Handschellen kennzeichnet: die ausdrücklich abgerundeten Kanten. Also nicht nur entgratet, sondern wirklich vergleichsweise deutlich abgerundet im Gegensatz zu sonstigen Marken. Vielleicht in Wink in die Vergangenheit, denn die American-Handcuff-Modelle kamen auch sehr abgerundet daher.