Während ich in meinem Leben schon mehrjährige Shibari-Erfahrungen sammeln durfte, suchte ich doch immer wieder nach Möglichkeiten, ein Seil schnell, einfach und ohne viel Drumherum anwenden zu können. Diese s. g. japanische Art des Bondage ist vergleichsweise mächtig, die einzelnen Bestandteile einer solchen Fesslung bedingen einander und wirken erst in ihrer Gesamtheit als ein funktionierender Apparat, der möglichst jegliche Freiheit innerhalb seiner modularen Bauweise einschränkt. Wunderschön um das Spiel mit Nähe und Distanz zu erleben, aber nicht wirklich etwas für “den kleinen Fesselhunger zwischendurch”.

Seilkabelbinder
Prinzipdarstellung des “Seilkabelbinders”

Mit einem Knoten, den ich in der Survival-Welt aufschnappte, wurde dieser Wunsch nach “ein bisschen mehr Tempo mit Seilen” Realität: ein Seil sicher und fachgerecht setzen, fast so schnell wie mit Kabelbinder oder Handschellen! Wobei es die Definition “Kabelbinder” nicht ganz trifft, da diese Seilkonstruktion reversibel ist, während herkömmliche Polizeikabelbinder zum Öffnen mit einem Schneidgerät durchgeschnitten werden müssen.

Wer meinen Youtube- oder Instagram-Kanal verfolgt, wird diese Seiltechnik vielleicht auch schon in Aktion gesehen haben. Ich habe das große Glück, eine Partnerin an meiner Seite zu haben, die diese Bastelei über alles schätzt. 🙂

Als Seile sollten keine gedrehten bzw. geschlagenen Seile aus drei oder vier Litzen zu Anwendung kommen (Shibari-Welt), sondern geflochtenes, bezogen auf seine Oberfläche gleichmäßiges Material – idealerweise eher abriebfest, da im zugezogenen Zustand die Schlaufe die nötige Seilreibung erzeugt, dass die festgesetzte Person die Fesslung selbst nicht lösen kann.

Baumwollseile stellten sich bei Versuchen als geeignet heraus. Hier findet übrigens ein Seil mit einer Stärke von 6mm Einsatz. Aber auch geflochtene Seile aus Hanf funktionieren, auch wenn beim Lösen deutlich mehr Fasern durch die Luft wirbeln und somit auf einen größeren Verschleiß bei diesem Material geschlossen werden darf.

Seilkabelbinder Detail
Rot: festziehen, blau: lösen

Nach dem Anlegen und der Bestimmung, welchen Weg das Seil um die zu fixierenden Stellen nehmen soll, wird einfach gleichmäßig an den Enden gezogen (rote Pfeile im Bild). Die Selbsthemmung durch den Seilverlauf im rechten Winkel innerhalb der Schlaufe reicht aus. Und unter Last (sprich: Befreiungsversuche) verfestigt sich dieses Konstrukt weiter. Es wird eine externe Person benötigt, die die Einzelstränge in der richtigen Richtung reversiert, um die Fessel zu lösen (blaue Pfeile).

Beim Zuschnitt bzw. Ablängen der Seile für den Gebrauch (am wirtschaftlichsten ist meist, eine ganze Rolle Seil zu kaufen), sollte nicht zu knapp kalkuliert werden, denn die nach dem Festziehen vermeintlich überflüssigen, herunterbaumelnden Seilenden lassen sich als weitere Sicherung einsetzen, wenn sie z. B. nochmals zwischen den Gliedmaßen durchgeführt und dann verknotet werden.

Das alles geht doch auch ohne die oben aufgeführte Technik? Sicherlich, der Reiz der dargestellten Methode ist, möglichst frühzeitig und schnell eine Grundfesslung zu realisieren, bevor dann relativ entspannt die Seilenden verarbeitet werden können. Auch kann man sich gleich mehrere Schlaufen zurechtlegen, hat man denn mehr vor…

Darüber hinaus lassen sich mit dieser Technik auch wunderbar Isomatten oder Schlafsäcke schnell und fachgerecht gegen ein Entrollen sichern.