Auch wenn es noch etwas dauert bis zum Tag des heiligen Valentin, dem Schutzpatron der Liebenden, so würde das hier vorgestellte Tool von den 365 Tagen des Jahres wohl am besten zu diesem Event passen: ein Gehäuse für die vormals schon vorgestellten HellermannTyton SpeedyTie Kabelbinder. Die Herzchenform ergab sich dabei automatisch.

Seit kurzem hat sich zum Werkzeug- und Maschinenpark ein Creality Ender 2 pro gesellt, der natürlich sofort für diese und ähnliche Dinge ausprobiert werden musste. Ein solches Kabelbindergehäuse ging mir als Idee schon länger im Kopf herum, aber anfertigen bzw. drucken lassen bei einem Dienstleister wollte ich es bisher trotzdem noch nicht. Die Laufzeiten, bis man feststellt, ggf. Murks konstruiert zu haben, waren mir, als mitunter ungeduldigen Zeitgenossen, einfach zu hoch. Und diese unmittelbare Kontrolle war auch gut, da ich beim allerersten Versuch einen dummen Fehler in den Abmaßen machte. Druck einfach abgebrochen, in FreeCAD nochmal neu angefangen und dann in einem zweiten Anlauf nach rund zweieinhalb Stunden das hier gezeigte Teil vor mir liegen gehabt.

Gedruckt ist es in einem Durchgang aus PLA. Ein Deckel war glücklicherweise nicht nötig, genauso wenig wie Stützstrukturen. Die 3mm der Kanäle werden sauber vom Drucker verschlossen. Diese additive Fertigung von Teilen ist etwas ganz Wunderbares, gestalteten sich Bearbeitungen doch bisher nahezu rein subtraktiv, also materialabnehmend/-entfernend.
Der Startpunkt war eine Zeichnung mit Kugelschreiber mit Umrissen der nebeneinandergelegten Kabelbinder im ungefähren geschlossenen Zielzustand inklusive der Umrisse des späteren Kabelbindergehäuses. Als die Zeichnung fertig war, gings ab unter den Scanner. Dieses Bild wiederum importierte ich in FreeCAD, legte es auf eine Ebene und begann mit Skizze, Extrudieren, Abrunden, Kanäle einarbeiten, Kanten abrunden usw. Dann Export, ab in den Slicer und eine gcode-Datei erzeugt für den 3D Drucker.

Für einen lapidaren “Plastik-Druck” empfinde ich das gedruckte Teil als überraschend stabil. Vom Slicer wurden die Hohlräume automatisch mit einer diamantähnlichen Struktur aufgefüllt, die deutlich zur mechanischen Widerstandsfähigkeit beiträgt. Durch die ergonomische Form des Gehäuses in Kombination mit den Kabelbindern ergibt sich eine bestmögliche Anlage rundherum. Als eben jenes verfrüht überreichte Geschenk zum Valentinstag erfüllte es in einem Test die gestellten technischen Anforderungen.


Können die Öffnungshebel direkt erreicht werden? Nein, nur von einer dritten Person. Ausbruchsversuche sind unmöglich? Nein, mit Hilfe einer Kante könnte die festgesetzte Person die Hebel selbst umlegen und die Kabelbinder somit entriegeln (Konstruktionsideen für eine Version 2, die diesen Punkt abstellen, existieren vage). Einwegkabelbinder würden diese Schwäche beseitigen, fänden aber, so wie ihr Name schon sagt, nur einmalige Verwendung, da sie zum Öffnen zerschnitten werden müssten, so wie die bei Polizei und Militär eingesetzten Doppelkabelbinder. Letztere sind jedoch teurer als breite Baumarktkabelbinder. Und dann soll es von einigen wenigen Anbietern noch Kabelbinder geben, die sich mit Handschellenschlüsseln öffnen lassen, deren Wiederverwendbarkeit jedoch auch nicht unendlich ist und nicht zu den billigsten gehören.
Wer Interesse hat und sich das Gehäuse selbst auch drucken möchte, dem stelle ich auf Anfrage gerne die stl-Datei bereit, die in einen Slicer geladen werden kann. Kontaktmöglichkeiten siehe Impressum.